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Wie heizt Deutschland?

Daten zur Beheizung von Wohnungen, Nichtwohngebäuden und zum Energieverbrauch in der Industrie

Seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine steht die Gasversorgung in Deutschland im Fokus der Aufmerksamkeit. Erdgas wird insbesondere zum Heizen von Gebäuden und Wohnungen und in der Industrie zu hohen Anteilen genutzt. Vor diesem Hintergrund geben die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder einen Überblick über Daten und Fakten zum Heizen von Wohnungen, Nichtwohngebäuden und zum Energieverbrauch der Industrie in Deutschland und stellen dabei regionale Unterschiede dar.

Wie werden Wohnungen beheizt?

Für die privaten Haushalte ist Erdgas nach wie vor der mit Abstand wichtigste Energieträger. Mehr als die Hälfte (52,1%) aller bewohnter Wohnungen in Deutschland wird überwiegend mit Gas beheizt, wie Ergebnisse des Mikrozensus aus 2018 zeigen. Etwa jede vierte bewohnte Wohnung wird überwiegend mit Heizöl (23,5%) und jede siebte Wohnung mit Fernwärme (14,3%) beheizt.

 

© Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2022; Quelle: Mikrozensus 2018, Zusatzerhebung Wohnen, Daten und methodische Erläuterungen

Regional zeigen sich jedoch deutliche Unterschiede: Im Nordwesten Deutschlands wird Erdgas vergleichsweise als überwiegende Heizenergie häufig genutzt. In der Statistischen Region Weser-Ems werden 85,2% der bewohnten Wohnungen überwiegend mit Erdgas beheizt, an zweiter Stelle im deutschlandweiten Regionalvergleich liegt der Regierungsbezirk Arnsberg mit 68,7% und an dritter Stelle die Statistische Region Hannover mit 67,4%.
Im Süden sind die Anteile von Gas als überwiegende Heizenergieart in bewohnten Wohnungen geringer. Den geringsten Anteil hat Gas in der Statistischen Region Trier mit 23,5% und im Regierungsbezirk Niederbayern mit 24,5%.

Überwiegend verwendete Energieart bewohnter Wohnungen in Wohngebäuden (ohne Wohnheime) 2018 nach Statistischen Regionen, Anteile in %

© Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2022, Karte: Geo-Basis-DE/BKG 2022; Quelle: Mikrozensus 2018, Zusatzerhebung Wohnen, Daten und methodische Erläuterungen, Erläuterung zum Begriff der Statistischen Region

Im Süden und in der Mitte Deutschlands wird häufiger mit Heizöl geheizt, hier hat Trier den höchten Anteil (55,7%) vor Niederbayern (47,5%). Fernwärme kommt in den bewohnten Wohnungen im Osten Deutschlands am häufigsten zum Einsatz. Elektrizität wird seltener zum Heizen genutzt, der Schwerpunkt liegt hier im Westen und Süden des Landes. Den höchsten Anteil gibt es in der Region Karlsruhe: Hier wird in 6,8% der Wohnungen elektrisch geheizt.

Welche Heizungen werden in neuen Wohngebäuden eingebaut?

Betrachtet man Baufertigstellungen von Wohngebäuden von 2016 bis 2020 in Summe, so ist Gas mit einem Anteil von 44,9 % auch hier die am häufigsten eingesetzte primäre Heizenergie. Umweltthermie ist bei 32,4% aller von 2016 bis 2020 neu fertiggestellten Wohngebäuden die primäre Heizenergieart und damit an zweiter Stelle nach Gas. Es folgen Fernwärme (7,5%) und Geothermie (7,3%).

 

© Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2022; Quelle: Statistik der Baufertigstellungen 2016-2020, Daten in der Regionaldatenbank Deutschland

Auch bei den neuen Wohngebäuden zeigen sich regionale Unterschiede. Im Nordwesten Deutschlands wird bei den von 2016 bis 2020 fertiggestellten Neubauten Gas häufiger als primäre Heizenergie eingesetzt als in anderen Regionen. Am höchsten ist der Anteil im Landkreis Aurich mit 91,9%, gefolgt vom Landkreis Leer mit einem Anteil von 90,9% und Bremerhaven mit 90,0%. Den geringsten Anteil an den von 2016 bis 2020 fertiggestellten Wohngebäuden hat Gas in Flensburg mit 2,5%.

Primär verwendete Heizenergie in den von 2016 bis 2020 neu fertiggestellten Wohngebäuden in (Land-)kreisen und kreisfreien Städten, Anteile in %

© Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2022, Karte: Geo-Basis-DE/BKG 2022; Quelle: Statistik der Baufertigstellungen 2016-2020, Daten in der Regionaldatenbank Deutschland

Die Energieträger Umweltthermie und Holz werden bei Neubauten im Süden Deutschlands vergleichsweise häufig eingesetzt. So nutzen im Neckar-Odenwald-Kreis 76% aller von 2016 bis 2020 fertiggestellten Wohngebäude Umweltthermie als primäre Heizenergie. Der Landkreis Regen im Osten von Bayern ist mit einem Anteil von 27,6% Spitzenreiter beim Heizen mit Holz.

Womit wird in Nichtwohngebäuden geheizt?

Nichtwohngebäude sind Gebäude, die überwiegend für Nichtwohnzwecke bestimmt sind (gemessen an der Gesamtnutzfläche). Zu den Nichtwohngebäuden zählen z. B. Fabrikgebäude, Anstaltsgebäude, Büro- und Verwaltungsgebäude, landwirtschaftliche Betriebsgebäude sowie  Hotels und dergleichen. Von allen Neubauten dieser Nichtwohngebäude aus den Jahren 2016 bis 2020 wird über die Hälfte gar nicht beheizt (52,3%). Etwa jedes vierte von 2016 bis 2020 neugebaute Nichtwohngebäude wird mit Gas beheizt (23,8%). Es folgen Umweltthermie (7,3%) und Fernwärme (6,4%).

 

© Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2022; Quelle: Statistik der Baufertigstellungen 2016-2020, Daten in der Regionaldatenbank Deutschland

Im regionalen Vergleich zeigen sich auch bei Nichtwohngebäuden die bereits bei Wohngebäuden festgestellten Muster: Gas als primäre Heizenergie hat im Nordwesten häufig die höchsten Anteile. Auch Vorpommern und Brandenburg stechen auf der Karte heraus. Allerdings liegt der höchste Anteil im Süden Deutschlands: 61,8% der von 2016 bis 2020 fertiggestellten Nichtwohngebäude im Landkreis Ravensburg in Baden-Württemberg nutzen Gas als primäre Heizenergieart.

Primär verwendete Heizenergie in den den von 2016 bis 2020 neu fertiggestellten Nichtwohngebäuden in (Land-)kreisen und kreisfreien Städten, Anteile in %

© Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2022, Karte: Geo-Basis-DE/BKG 2022; Quelle: Statistik der Baufertigstellungen 2016-2020, Daten in der Regionaldatenbank Deutschland

Umweltthermie wird bei den von 2016 bis 2020 fertiggestellten Nichtwohngebäuden zu hohen Anteilen in Landkreisen an der Ostsee und in Baden-Württemberg eingesetzt. In Nordwestmecklenburg werden 31,2% der von 2016 bis 2020 fertiggestellten Nichtwohngebäude mit Umweltthermie geheizt.

Welche Energieträger nutzt die Industrie?

Der anteilig am stärksten genutzte Energieträger in der Industrie in Deutschland ist Erdgas. 31,2% des Gesamtverbrauchs der Industrie entfallen 2020 auf Erdgas. Dies zeigen Ergebnisse der Jahreserhebung über die Energieverwendung der Betriebe im verarbeitenden Gewerbe. Lediglich 4,1% des Verbrauchs stammen aus erneuerbaren Energien. Der Anteil von Erdgas am Energieverbrauch der Industrie in Deutschland ist seit 2015 größer geworden. 2015 hatte Erdgas noch einen Anteil von 27,3% am Gesamtenergieverbrauch der Industrie in Deutschland. Der Energieverbrauch beinhaltet dabei sowohl den energetischen als auch den nicht­energetischen Energieverbrauch. Nicht­energetische Nutzung liegt vor, wenn Energieträger nicht als Brennstoffe eingesetzt werden, sondern als Rohstoffe zu Produkten oder Gütern (z. B. Chemikalien, Kunststoffe) verarbeitet werden.

© Statistisches Bundesamt 2022, Dashboard Deutschland; Quelle: Jahreserhebung über die Energieverwendung der Betriebe im verarbeitenden Gewerbe

Im regionalen Vergleich ist erkennbar, dass die Industrie entlang des Rheins sowie in Sachsen-Anhalt, im Ruhrgebiet und an der Nordsee im Jahr 2020 Erdgas am stärksten nutzt. Die Stadt Ludwigshafen am Rhein steht mit einem Verbrauch von 115.148 TJ Erdgas bundesweit an der Spitze. An zweiter Stelle folgt die Industrie im Kreis Wittenberg mit 45.682 TJ.