Väter und Elterngeld
Regionale Unterschiede der Väteranteile und der geplanten BezugsdauerWeniger Männer in Deutschland erhalten Elterngeld. 2024 bekamen rund 432.000 Männer bundesweit Elterngeld. 2023 waren es noch rund 31.000 mehr gewesen. Das entspricht einem Rückgang um 6,6 Prozent. Bei den Frauen war der Trend ebenfalls rückläufig (-5,0 Prozent zum Vorjahr). Die Anzahl der Frauen, die Elterngeld beziehen, ist mit rund 1,2 Millionen fast dreimal so hoch wie die der Männer. Elterngeld ist eine Geldzahlung des Staates an Eltern, die sich in den ersten Lebensmonaten ihres Kindes (größtenteils im ersten Lebensjahr) um dessen Betreuung kümmern und dafür nicht oder weniger erwerbstätig sind.
Der Väteranteil im Zeitvergleich
Ein Indikator, wie groß der Anteil von Männern an der frühkindlichen Betreuung ist, ist der sogenannte Väteranteil beim Elterngeld. Dieser lag in Deutschland 2024 bei 25,8 Prozent und ist damit im Vergleich zum Vorjahr leicht gefallen (-0,4 Prozentpunkte). Zuvor war der Väteranteil stetig gestiegen. 2016 lag er noch bei 22,7 Prozent. Der Väteranteil gibt den Anteil der Männer an allen Elterngeldbeziehenden wieder. Er würde also genau 50 Prozent betragen, wenn bei allen Kindern sowohl der Vater als auch die Mutter gleichermaßen Elterngeld beziehen würde. Der Mütteranteil beim Elterngeld in Deutschland lag demnach 2024 bei 74,2 Prozent.
Wo gibt es in Deutschland die höchsten Väteranteile?
Von Bundesland zu Bundesland fallen die Väteranteile beim Elterngeld verschieden aus. Den höchsten Väteranteil 2024 verzeichnete wie schon in den Jahren zuvor Sachsen mit 29,6 Prozent, den niedrigsten Anteil wies das Saarland mit 20,5 Prozent auf.
Größere Unterschiede bei den Väteranteilen lassen sich darüber hinaus auf der Ebene der Kreise und kreisfreien Städte identifizieren. Die niedrigsten Väteranteile gab es 2024 in Wilhelmshaven, Bremerhaven und Gelsenkirchen. In diesen Städten lag der Väteranteil zwischen 12,9 und 14,1 Prozent. Die höchsten Väteranteile verzeichneten dagegen die Universitätsstädte Jena (35 Prozent), Freiburg im Breisgau (33,9 Prozent) und Heidelberg (32,9 Prozent).
Beim Großteil der Kreise und kreisfreien Städte ist der Väteranteil seit 2016 gestiegen ist. Nur bei 15 der insgesamt 400 Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland war der Väteranteil 2024 niedriger als noch 2016. Aktuell ist die Entwicklung jedoch rückläufig. 2024 war der Väteranteil im Vergleich zum Vorjahr in über der Hälfte der Kreise und kreisfreien Städten gesunken.
In Berlin beziehen Männer mit gut 5 Monaten bundesweit am längsten Elterngeld
Der Väteranteil ist jedoch nur begrenzt aussagekräftig, um die Beteiligung von Männern beim Elterngeldbezug darzustellen. Denn, wie lange eine Person Elterngeld bezieht, erfasst der Indikator nicht. Daher ist es zusätzlich wichtig, die Bezugsdauer von Elterngeld bei Männern und Frauen darzustellen. Die durchschnittliche voraussichtliche Bezugsdauer von Elterngeld bei Männern lag 2024 deutschlandweit bei 3,8 Monaten. 2022 hatte sie 3,6 Monate betragen. Zum Vergleich: Frauen planten 2024 durchschnittlich mit 14,8 Monaten Elterngeldbezug.
Auch hier zeigen sich auf Ebene der Bundesländer merkliche Unterschiede: So lag die voraussichtliche Bezugsdauer von Vätern 2024 mit durchschnittlich 5,2 Monaten am höchsten in Berlin und mit 3,3 Monaten am niedrigsten in Baden-Württemberg, Bayern und Thüringen.
Daten zur durchschnittlich voraussichtlichen Bezugsdauer von Männern im Jahr 2024 liegen nicht für alle Kreise und kreisfreien Städte vor. Sie können allerdings für 350 von 400 Kreisen und kreisfreien Städten in der Datenbank GENESIS-Online des Statistischen Bundesamtes heruntergeladen für werden. Für die übrigen Kreise und kreisfreien Städte ist der Zahlenwert nicht sicher genug.
Die meisten Männer nutzen weiterhin nur Basiselterngeld
Für die durchschnittliche voraussichtliche Bezugsdauer von Männern ist nicht nur entscheidend, wie Eltern die Monate des Elterngeldanspruchs untereinander aufteilen, sondern auch, ob das sogenannte Basiselterngeld oder das ElterngeldPlus in Anspruch genommen wird. Denn das ElterngeldPlus kann doppelt so lange bezogen werden wie das Basiselterngeld, fällt jedoch in der Regel geringer aus. Darüber hinaus können Familien den sogenannten Partnerschaftsbonus bekommen, wenn beide Elternteile zwischen 24 und 32 Stunden pro Woche in Teilzeit erwerbstätig sind. Dieser Bonus ermöglicht bis zu vier weitere Monate ElterngeldPlus pro Elternteil.
Die meisten Männer, die 2024 Elterngeld erhalten haben, bezogen nur das Basiselterngeld (79,4 Prozent). Bei Frauen lag der Anteil dagegen bei 57,7 Prozent. Allerdings ist der Anteil der Männer mit Basiselterngeld in den vergangenen Jahren zurückgegangen. 2016 lag er noch bei 91,8 Prozent. Der Anteil der Männer, die zumindest anteilig auch ElterngeldPlus (inklusive Partnerschaftsbonus) bekommen, ist daher seit 2016 von 8,2 Prozent auf 20,6 Prozent im Jahr 2024 gestiegen.
Den höchsten Anteil der Männer mit Bezug von ElterngeldPlus an allen Elterngeld beziehenden Männern gab es 2024 in Berlin (33,3 Prozent), den niedrigsten in Sachsen-Anhalt (16,4 Prozent). Tendenziell zeigt sich, dass je höher der Anteil der Männer mit ElterngeldPlus-Bezug ist, desto länger ist auch die durchschnittliche geplante Bezugsdauer von Elterngeld bei Männern in einem Bundesland.
Differenziert nach Kreisen und kreisfreien Städten lag der Anteil der Männer mit ElterngeldPlus-Bezug 2024 im Landkreis Hersfeld-Rotenburg mit 8,9 Prozent am niedrigsten, gefolgt vom Landkreis Günzburg und der kreisfreien Stadt Memmingen mit jeweils 9,7 Prozent. Am höchsten lag der Anteil der Männer mit ElterngeldPlus-Bezug dagegen in Trier mit 36,5 Prozent, in Freiburg im Breisgau mit 36,3 Prozent sowie im Eifelkreis Bitburg-Prüm mit 36,1 Prozent.
Hinweis: Abweichungen von veröffentlichten Ergebnissen auf Länderebene basieren auf der Tatsache, dass die Standardveröffentlichungen nach Bundesländern nach dem Sitz der Elterngeldstelle ausgewertet werden, die Kreisauswertung jedoch nach dem Wohnsitz der Leistungsbeziehenden. Im Ausland lebende Leistungsbeziehende können nicht einem Kreis bzw. Bundesland zugeordnet werden.
Was ist Elterngeld überhaupt?
Elterngeld ist eine Transferzahlung des Staates an Eltern. Es soll das Einkommen ausgleichen, das sie während der Elternzeit verlieren, wenn sie weniger oder gar nicht mehr arbeiten. Eltern, die sich in den ersten Lebensmonaten ihres Kindes (größtenteils im ersten Lebensjahr) um dessen Betreuung kümmern und nicht oder höchstens 32 Stunden pro Woche arbeiten, können Elterngeld beantragen. Wie hoch das Elterngeld ausfällt, ist dabei abhängig vom Nettoeinkommen des jeweiligen Elternteils vor Geburt des Kindes. Das sogenannte Basiselterngeld beträgt meist 65 Prozent des Voreinkommens, mindestens 300 Euro und maximal 1.800 Euro pro Monat. Das Basiselterngeld wird in der Regel bis zu 14 Monate nach der Geburt des Kindes gezahlt. Dabei können Eltern die 14 Monate untereinander aufteilen. Ein Elternteil kann jedoch nur höchstens 12 Monate Basiselterngeld beziehen.
Darüber hinaus können Eltern seit Juli 2015 statt dem Basiselterngeld das sogenannte ElterngeldPlus in Anspruch nehmen oder beides kombinieren. Das ElterngeldPlus wird doppelt so lange gezahlt wie das Basiselterngeld. Die Höhe ist jedoch begrenzt und in der Regel halb so hoch wie das Basiselterngeld, wenn Eltern nicht arbeiten. Es beträgt maximal 900 Euro im Monat. Das ElterngeldPlus lohnt sich vor allem für Eltern, die während des Elterngeldbezugs in Teilzeit arbeiten möchten.