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Gefährdung durch Armut oder soziale Ausgrenzung

Datenquelle: MZ-SILC

EU-weit vergleichbare Indikatoren

Die hier präsentierten Indikatoren basieren auf EU-SILC (European Union Statistics on Income and Living Conditions), der zentralen Datenquelle zur Messung der Armutsgefährdung und Lebensbedingungen in Deutschland und der EU. 

Amtliche Hauptdatenquelle zur Messung von Armutsgefährdung und Lebensbedingungen in der EU

Die amtliche Hauptdatenquelle für die Messung von Einkommen, Armutsgefährdung und Lebensbedingungen auf Bundesebene und in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union ist EU-SILC (European Union Statistics on Income and Living Conditions). 
Um die Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu gewährleisten, werden EU-weit die gleichen Merkmale erhoben. Dabei gelten in allen EU-Mitgliedstaaten einheitliche Definitionen sowie methodische Mindeststandards. EU-SILC wurde in Deutschland 2020 in den Mikrozensus integriert (MZ-SILC). Seitdem wird die Befragung nicht mehr als freiwillige, sondern als auskunftspflichtige Zufallsstichprobe (Flächenstichprobe) durchgeführt. Damit verbunden wurde die Stichprobengröße nahezu verdreifacht (jährlich rund 37 000 Haushalte mit rund 74 000 Personen).

Differenzierte Erfassung des Vorjahreseinkommens

Grundlage der einkommensbasierten Indikatoren ist die möglichst umfassende Messung des verfügbaren jährlichen Haushaltsnettoeinkommens. Die personen- und haushaltsbezogenen Einkommen werden differenziert, spitz und für das gesamte Vorjahr erfragt. Dieses EU-weit einheitliche Vorgehen trägt dazu bei, dass auch selten anfallende oder unregelmäßige Einkommen sowie Einkommen von geringer Höhe erfasst werden. Durch Abzug von Einkommensteuern und Sozialversicherungsbeiträgen, regelmäßigen Vermögenssteuern und regelmäßig zwischen Privathaushalten geleisteten Geldtransfers wird daraus dann das gesamte verfügbare Haushaltseinkommen gebildet. 

Da in MZ-SILC die Einkommen eines gesamten Kalenderjahres berücksichtigt werden, beziehen sich die Ergebnisse für ein Berichtsjahr immer auf das Einkommen des Vorjahres (Beispiel: Die Armutsgefährdungsquote 2022 basiert demnach auf den Einkommen im Jahr 2021). Dem gegenüber entsprechen die Angaben zum Haushaltstyp der aktuellen Situation zum Berichtszeitpunkt. Weitere Informationen finden Sie im Reiter Methoden.

Gefährdung durch Armut oder soziale Ausgrenzung (AROPE-Indikator)

Auf europäischer Ebene wird insbesondere der umfassende Indikator „von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohte Bevölkerung“ (AROPE) genutzt. Eine Person gilt in der Europäischen Union (EU) als von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht, wenn mindestens eine der folgenden drei Bedingungen zutrifft: 

  • sie gilt als armutsgefährdet,
  • sie ist von erheblicher materieller und sozialer Entbehrung betroffen
  • oder sie lebt in einem Haushalt mit sehr geringer Erwerbsbeteiligung. 

Für jede dieser Lebenssituationen kann jeweils der Anteil der Betroffenen an der Bevölkerung ermittelt werden.

Armutsgefährdung

Als armutsgefährdet gilt eine Person, wenn ihr Einkommen (Nettoäquivalenzeinkommen) weniger als 60 % des mittleren Einkommens (Medianeinkommen) der Bevölkerung beträgt. Die Armutsgefährdungsschwelle hängt dabei von der Anzahl und dem Alter der Haushaltsmitglieder ab.

Erhebliche materielle und soziale Entbehrung

Bei der Messung der materiellen und sozialen Entbehrung geht es vor allem um eine Bewertung (Selbsteinschätzung) der eigenen Lebensbedingungen. Von erheblicher materieller und sozialer Entbehrung sind Personen betroffen, wenn aufgrund von Selbsteinschätzung mindestens sieben der folgenden 13 Kriterien erfüllt sind:

Der Haushalt kann sich finanziell nicht leisten:

  • Hypotheken, Miete, Rechnungen von Versorgungsbetrieben oder Konsum-/Verbraucherkrediten rechtzeitig zu bezahlen
  • unerwartet anfallende Ausgaben aus eigenen Mitteln zu bestreiten
  • einmal im Jahr einen einwöchigen Urlaub an einem anderen Ort zu verbringen
  • jeden zweiten Tag eine Mahlzeit mit Fleisch, Fisch oder gleichwertiger Proteinzufuhr zu essen
  • die Unterkunft angemessen warm zu halten
  • abgewohnte Möbel zu ersetzen
  • ein Auto für private Zwecke zu besitzen

Den Personen ist es finanziell nicht möglich:

  • abgenutzte Kleidung durch neue (nicht Second-Hand-Kleidung) zu ersetzen
  • mindestens zwei Paar passende Schuhe in gutem Zustand zu besitzen
  • wöchentlich einen kleinen Betrag Geld für sich selbst auszugeben
  • regelmäßige Freizeitaktivitäten (auch wenn diese Geld kosten)
  • mindestens einmal im Monat mit Freunden oder Familie für ein Getränk oder eine Mahlzeit zusammenzukommen
  • eine Internetverbindung zu haben
Sehr geringe Erwerbsbeteiligung

Ein Haushalt mit sehr geringer Erwerbsbeteiligung liegt dann vor, wenn die tatsächliche Erwerbsbeteiligung (in Monaten) der im Haushalt lebenden, erwerbsfähigen Haushaltsmitglieder im Alter von 18 bis 64 Jahren im Vorjahr der Erhebung insgesamt weniger als 20 % ihrer maximal möglichen (potenziellen) Erwerbsbeteiligung beträgt.

Ein Beispiel: Bei zwei Erwerbstätigen zwischen 18 und 64 Jahren im Haushalt beträgt die potenziell mögliche Erwerbsbeteiligung insgesamt 24 (2 x 12) Erwerbsmonate. Weist die Erwerbsbeteiligung eines solchen Haushalts weniger als 4,8 Erwerbsmonate (= 20 % von 24 Monate) auf, handelt es sich um einen Haushalt mit sehr geringer Erwerbsbeteiligung.

Vergleichbarkeit mit den Ergebnissen auf Basis des Landesmedian (MZ-Kern)

Es ist zu beachten, dass nur Kennziffern, die nach dem gleichen Verfahren und auf Basis derselben Datenquelle berechnet wurden, vergleichbar sind. Die Kennzahlen auf Basis von MZ-SILC sollten demzufolge nicht mit denen auf Basis von MZ-Kern verglichen werden. Armutsindikatoren auf Basis von MZ-SILC sind aufgrund der detaillierteren Erfassung von Einkommens- und Lebensbedingungen zu bevorzugen, weshalb für Vergleiche mit dem Bundesmedian ausschließlich MZ-SILC verwendet wird. Weitere Informationen finden Sie im Reiter Methoden.

Wo finde ich Ergebnisse auf Basis des Landesmedian?

Es ist zu beachten, dass nur Kennziffern, die nach dem gleichen Verfahren und auf Basis derselben Datenquelle berechnet wurden, vergleichbar sind. Die Kennzahlen auf Basis von MZ-SILC sollten demzufolge nicht mit denen auf Basis von MZ-Kern verglichen werden. Ergebnisse auf Basis des Landesmedian (Datenquelle: MZ-Kern) finden Sie hier:
Einkommensverteilung und Armutsgefährdung innerhalb der Bundesländer 

Weitere Informationen und methodische Hinweise finden Sie im Reiter Methoden.